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„Die Nachfolger hätten Pech gehabt“

Hochschulen und Postdocs sollten den Fokus nicht allein auf den Weg zur Professur legen, findet Erika Kothe.

Auch außerhalb des Kosmos Hochschule gebe es attraktive Karriereoptionen, sagt Dr. Erika Kothe. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Mikrobielle Phytopathologie an der Uni Jena und Vorstandsvorsitzende des Universitätsverbands zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland (Uniwind).


Frau Kothe, Ihr Verband Uniwind macht sich dafür stark, die erste Postdoc-Phase als Orientierung zu sehen. Sollten Wissenschaftler mit abgeschlossener Promotion nicht langsam wissen, wohin die Reise geht?

Das ist eine Annahme, die in der Diskussion um Postdocs immer wieder auftaucht. Wir haben in Deutschland aber die besondere Situation, dass Promovierte nicht nur für die Wissenschaft attraktiv sind, sondern auch für Unternehmen oder Forschungsinstitute. Wir wissen, dass viele Postdocs das Hochschulsystem zugunsten einer Anstellung in Industrie und Forschung verlassen. Diese Vielfalt der Karrierewege sollte berücksichtigt werden, wenn neue Rahmenbedingungen für Postdocs geschaffen werden.

Uniwind hat für die Analyse der Karrieremöglichkeiten die Postdoc-Phase in drei Phasen aufgeteilt. Wie sehen diese Phasen genau aus?

Die erste Postdoc-Phase dauert etwa ein Jahr. In dieser Zeit orientieren sich die Postdocs oder schreiben Bewerbungen. In der zweiten Postdoc-Phase arbeiten die Postdocs an ihrer wissenschaftlichen Karriere, gehen ins Ausland oder wechseln den Standort, um neue Impulse zu bekommen. Die dritte Phase ebnet den Weg zur Professur. In dieser Phase sollten Postdocs Mentoring- und Beratungsangebote wahrnehmen können.

Wie fügt sich der Tenure Track in dieses Phasenmodell ein?

Die Einführung von Tenure Tracks ist wichtig, da das Modell Wissenschaftlern, die eine akademische Karriere anstreben, früh Sicherheit und wissenschaftliche Unabhängigkeit gibt. Wir sehen ja, dass insbesondere qualifizierte Frauen das Wissenschaftssystem verlassen, da sie nicht wissen, ob sich Familie und wissenschaftliche Karriere miteinander in Einklang bringen lassen. Der Tenure Track ist auch nachhaltiger als eine übermäßige Ausweitung von Dauerstellen im Mittelbau, weil mit mehr Dauerstellen für Forschung und Lehre zwar eine Generation von Postdocs gut versorgt wäre – die nachfolgenden hätten aber leider Pech gehabt.

Welche Reformen der vergangenen Jahre haben Sie überzeugt?

Die Politik hat gute Impulse gesetzt. Mit den Anträgen für das Tenure-Track-Programm von Bund und Ländern wurde zum Beispiel die Forderung verknüpft, dass die Universitäten ein Personalentwicklungskonzept für den gesamten wissenschaftlichen Mittelbau entwickeln. Viele Hochschulen haben neue, innovative Konzepte ausgearbeitet. Allerdings sollte die Politik nicht zu viel einengen: Ein einziges Konzept als Lösung für alle ist vermutlich nicht zielführend.

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