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App in die Wolke

Tablet-Computer, Apps und Datenwolken verändern die Hochschullehre. Weil man damit Geld verdienen kann, hat die Deutsche Telekom Anfang des Jahres eine neues Geschäftsfeld eröffnet: Bildung. Ab Herbst will sie mit einem Produkt für die Hochschulen auf den Markt kommen.

Es klingt noch wie ein Wunsch von  Technikfans: Der Student der Zukunft schleppt keine kiloschweren Bücher aus der Bibliothek oder kämpft sich durch einen Wust von Mitschriften. Alles, was er braucht, ist ein handlicher Tablet-PC. Mit einem Fingertipp navigiert er zur Lehrveranstaltung seiner Wahl, per Wischbewegung lässt er Vorlesungscharts an sich vorbeiziehen, die Literaturversorgung geschieht per Download und eigene Notizen werden nicht in grauen Stehordnern abgeheftet, sondern landen über eine App in der Datenwolke (Cloud) seiner Universität. Von dort kann er jederzeit und von jedem Ort auf das ganze Material zugreifen, vorausgesetzt  natürlich, er hat sein mobiles Endgerät dabei und Zugang zum Netz.

Diese Zukunft steht bereits mit einem Bein in der Gegenwart. Deshalb testete die T-Systems, ein Unternehmen der Deutschen Telekom, im vergangenen Wintersemester mit 50 Studierenden der privaten Steinbeis-Hochschule in Berlin in einem Pilotprojekt die Zukunft der Lehre in der Datenwolke. Als dritter Partner war der Elektronikkonzern Samsung mit im Boot. Man wollte herausfinden, wie mit der digitalen Hochschullehre Geld zu verdienen ist. Experten sind sicher, dass die Hochschullehre vor einer digitalen Umwälzung steht (siehe duzMAGAZIN 02/2013, S.9). Online-Studiengänge, Web-Vorlesungen oder Uni-Apps haben den Anfang gemacht. Jetzt kommt die Datenwolke.

„Der Bildungsmarkt hat weltweit ein Volumen von 3,5 Billionen Euro.“

Manager großer IT- und Kommunikationskonzerne wittern bereits ein Riesengeschäft. „Gemäß interner Prognosen weist der Bildungsmarkt weltweit ein Volumen von rund 3,5 Billionen Euro auf“, sagt Karl Kornwolf von der Deutschen Telekom gegenüber der duz. Das Unternehmen hat seit Anfang 2013 das Thema Bildung als eigenes Geschäftsfeld eröffnet. Kornwolf leitet es. Die erste Neuentwicklung dieses Bereichs war das Pilotprojekt mit der Steinbeis-Hochschule. Aus reinem Altruismus hat die Telekom natürlich nicht 50 Samsung Galaxy Note Tablets, den dazugehörigen S Pen, einen digitalen Schreibstift, sowie eine cloudbasierte App gratis unters Volk gebracht. „Wir haben die Studierenden in die Produktentwicklung und den Kreativitätsprozess mit einbezogen“, sagt Kornwolf. Das Feedback der Nutzer sei wichtig gewesen, um das „Personal Learning Environment“ – so der vorläufige Arbeitstitel – besser zu machen. Denn ab Herbst diesen Jahres soll die cloudbasierte Lehrumgebung vermarktet werden. Hochschulen können dann Datenwolken und Applikationen kaufen und ihren Studierenden anbieten. Was das kosten wird, ist noch Firmengeheimnis. Sicher ist, die Cloud für die Lehre kommt. Für Kornwolf geht es dabei auch um die Frage: „Was müssen wir in der Bildung tun, um für die Herausforderungen der künftigen Gesellschaft gewappnet zu sein?“

Trend geht in Richtung digitale Lehre

Prof. Dr. Frank Keuper, Direktor des Center of Strategic Management der Steinbeis-Hochschule Berlin, hat das Pilotprojekt mit betreut. Er sagt zum digitalen Wandel: „Ich glaube, dass die Welt bunter ist.“ Natürlich werde es auch künftig Studierende geben, die lieber in Büchern als auf Tablets lesen. Aber grundsätzlich gehe der Trend in Richtung softwaregestützte Lehre. „Dahinter steckt die Überlegung, wie kann man Bildung lebenssituationsgerecht anbieten?“, sagt Keuper. Doch wenn Tablets, Apps und Datenwolken nicht mehr nur technischen Avantgardisten vorbehalten bleiben, sondern sich als Lehrpraxis etablieren, kämen auf Hochschulen auch neue Herausforderungen zu. „Ein Stichwort ist das geistige Eigentum. Es muss bei der Hochschule bleiben. Das heißt, Lehrinhalte müssen vor kostenloser Nutzung im Netz geschützt werden“, sagt Keuper.
Zudem sorge das Netz für Transparenz. Schlechte Vorlesungen würden sofort über soziale Netzwerke publik gemacht. Im Umkehrschluss bedeutet das, wenn Hochschulen Lehrangebote digitalisieren und akkreditieren wollen, „dann müssen sie auch für exorbitante Qualität sorgen“.

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