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Hochschulen, wacht auf!

Was die Unis als Weiterbildung anbieten, orientiert sich zu wenig daran, was die Menschen für ihre Berufsbiografien brauchen. Anbieter aus dem Ausland drängen deshalb in den bundesdeutschen Markt. Ein Weckruf aus der Wirtschaft.

Nehmen unsere Universitäten und Fachhochschulen eigentlich wahr, was sich in der Welt verändert? Zweifel sind – insbesondere bei den altehrwürdigen Universitäten – durchaus angebracht. Der seit Jahren zu beobachtende Rückzug aus gesellschaftlichen Debatten hat dem Vorurteil vom Elfenbeinturm kontinuierlich Nahrung gegeben. Es ist daher kaum verwunderlich, dass auch das Thema wissenschaftliche Weiterbildung von den deutschen Hochschulen weitgehend verschlafen wird, während in anderen Ländern die Hochschulen längst erfolgreich handeln.
Seit etlichen Jahren machen Unternehmen auf die wachsende Bedeutung wissenschaftlicher Weiterbildung für die Personalentwicklung aufmerksam. Selbst der Gesetzgeber hat erkannt, dass dieser Bereich zu den Kernaufgaben der Hochschulen zählt. Trotzdem hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum etwas bewegt.
Da gibt es auf der einen Seite die Gutwilligen an den Hochschulen. Sie beweisen ihre eigene Existenzberechtigung durch Angebote, die eher Freizeitwissenschaftler und Rentner ansprechen als sich am Bedarf von Berufstätigen zu orientieren. Das edle Ziel der umfassenden Menschenbildung dürfe nicht auf dem Altar schnöder Nutzbarkeit und Marktorientierung geopfert werden. Dementsprechend weltentrückt sind sowohl die Themen als auch die Methoden, die zum Einsatz kommen.

Aus dem Hut gezauberte Managementkurse

Auf der anderen Seite versuchen die ewig klammen Hochschulen mit schnell aus dem Hut gezauberten Managementkursen zu suggerieren, durch die Teilnahme sei eine steile Karriere gesichert. Immer mehr der auf diesem Gebiet aktiven Hochschulen erkennen,  dass solche Angebote weder das schnelle Geld garantieren, noch per se Akzeptanz auf dem Markt finden.
Wissenschaftliche Weiterbildung kann nicht aus dem Ärmel geschüttelt werden und muss doch zum Kerngeschäft jeder Hochschule gehören. Dies gilt insbesondere für die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer. Der rasante Wandel in diesen Bereichen führt zu immer neuen Anforderungen an die Berufstätigen, die sich kontinuierlich wissenschaftlich weiterbilden müssen. Wer heute nicht beginnt, marktorientierte Weiterbildung anzubieten, wird morgen keine Studierenden mehr haben.

Studium neben dem Beruf wird bald Standard sein

Zum einen trifft – regional sehr unterschiedlich – der demografische Wandel auch die Hochschulen; zum anderen werden Menschen, die berufsbegleitend studieren, in wenigen Jahren das Gros der Studierenden ausmachen. Dies werden sowohl Menschen sein, die – auch ohne Abitur! – erstmals ein Studium aufnehmen, als auch solche, die sich zusätzlich zu einem früher erworbenen Hochschulabschluss weiter qualifizieren möchten.
Wie lange müssen die Hochschulen noch geküsst werden, bis sie erkennen, dass die sogenannte quartäre Bildung zu ihrem Kerngeschäft gehört? Für das immer länger werdende Berufsleben sind zielgerichtete Qualifizierungsangebote – einzelne Module ebenso wie komplette Studiengänge – für jeden Einzelnen unverzichtbar, um dauerhaft beschäftigungsfähig zu bleiben. Mit der Modularisierung der Studieninhalte bestehen ideale Voraussetzungen, alle Zielgruppen mit unterschiedlichen Formaten zu erreichen – dem Bologna-Prozess sei Dank!
Erfolgreiche Personalentwicklung ist auf das Zusammenspiel zwischen Hochschulen und Unternehmen angewiesen. Je länger die Hochschulen schlafen, umso größer die Gefahr, dass private und ausländische Anbieter das Rennen machen. Gegen Marktkräfte ist nichts zu sagen, aber die starke Position, die deutsche Hochschulen durch die enge Verzahnung von Forschung und Lehre aufweisen, müssen sie endlich auch in der quartären Bildung zur Geltung bringen. Selbstverständlich ist dafür Marktorientierung unerlässlich!
Es wäre bedauerlich und für unsere Volkswirtschaft schädlich, wenn die Hochschulen dies nicht erkennen würden. Dabei wäre es ganz einfach: Öffnung für neue Zielgruppen und Ausrichtung der Lehrmethodik an Berufserfahrenen. Den Abbau bestehender rechtlicher Restriktionen könnten Hochschulen und Unternehmen dann gemeinsam in Angriff nehmen.

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