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Öko ohne Grenzen

Nur jeder fünfte Mitarbeiter kommt mit dem Auto zur Arbeit. Wer einen Raum als letzter verlässt, macht das Licht aus. Die Fachhochschule Eberswalde hat nicht nur grüne Studiengänge, sie hat sich auch eine nachhaltige Gesamtstruktur verpasst. Das goutieren Drittmittelgeber und Studierende.

Nicht erst seit der Katastrophe im japanischen Fukushima boomt grüne Bildung an deutschen Hochschulen. Die Zahl der Studiengänge – etwa Umwelt-Ingenieurwesen oder Solartechnik – wächst schon lange. Erneuerbare Energien versprechen Unternehmen Milliardengewinne und der effiziente Umgang mit Ressourcen spart Kosten. Aber auch das gesellschaftliche Bewusstsein hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt.


Einige Hochschulen gehen deshalb einen Schritt weiter: Sie setzen nicht nur inhaltlich auf ein grünes Profil, sondern auch strukturell. Unterstützung bekommen sie von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Sie hat 2009 mit der Deutschen Unecso-Kommission die Erklärung „Hochschulen für nachhaltige Entwicklung“ verabschiedet. Mit Ressourcenmanagement und energieeffizientem Bauen könnten Hochschulen „beispielgebend handeln“, heißt es. Konkrete Richtlinien will man nicht festlegen, da „jede Hochschule für sich entscheiden sollte, inwiefern der Aspekt der Nachhaltigkeit in ihrem Profil verankert werden kann und soll“, sagt HRK-Präsidentin Prof. Dr. Margret Wintermantel.

„Das Thema ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“

Führend in diesem Metier ist die Fachhochschule im Brandenburgischen Eberswalde. Seit März 2010 nennt sie sich offiziell „Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde“ (HNEE). Als einstige Höhere Forstlehranstalt entwickelte sie seit den 90er-Jahren an sich selbst den Gedanken der Nachhaltigkeit weiter. Alle 16 Studiengänge besitzen mittlerweile ein dem grünen Wirtschaften verpflichtetes Profil, ein eigenes Umweltmanagement sorgt für ein strukturelles Pendant. „Wir haben mit der Namensgebung einen Anspruch formuliert, den wir einlösen müssen“, sagt HNEE-Präsident Prof. Dr. Wilhelm-Günther Vahrson. „Da wir jetzt an unserem Namen gemessen werden, ist das ein selbstverstärkender Prozess.“ Der Professor für Physische Geografie will einen möglichen Standortvorteil durch das Konzept nicht überbewerten: „Da sollte man die Kirche im Dorf lassen. Wir fühlen uns jetzt nicht als die absolute Avantgarde, das Thema ist inzwischen gut in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Gleichwohl steht die kleine FH bei Drittmitteln und Attraktivität für Studierende bestens da (s. Infokasten unten). Nachhaltigkeit wird allmählich zu einem Standortfaktor.

Der Campus ist auf das Nachhaltigkeitsprinzip eingeschworen: In der Hausordnung sind umweltgerechte Verhaltensnormen festgeschrieben, etwa bei der Steuerung von Raumtemperatur oder Beleuchtung. An zwei von drei Standorten wird grüner Strom bezogen, man hat eigene Solarmodule und auch die Beschaffung von Waren orientiert sich an ökologischen Kriterien. Die Hochschulleitung nutzt einen Mittelklassekombi mit geringem CO2-Ausstoß. Doch ziehen Personal und Studierende alle am Öko-Strang? „Es ist natürlich nicht so, dass man einen Hebel umlegt, sich umbenennt und plötzlich ist alles anders“, sagt Vahrson. Das Konzept umzusetzen, sei ein permanenter Prozess, bei dem es auch mal „Erklärungsbedarf“ gebe. Auch ziehe nicht immer jeder Einzelne aus ganzem Herzen mit.

Dennoch ist die Idee an der Hochschule angekommen. Für eine Bachelorarbeit wurden Studierende und Mitarbeiter anonym befragt. Sie ergab unter anderem, dass weniger als ein Fünftel von ihnen regelmäßig das Auto für den Weg zur Arbeit nutzt. Eine überwältigende Mehrheit schaltet nach Verlassen von Räumen bewusst das Licht aus. Insgesamt unterstützt der Großteil den grünen Kurs, nur gut zehn Prozent finden die Maßnahmen übertrieben.
Vahrson rät aber, den Begriff Nachhaltigkeit weiter zu fassen. So habe man eine bundesweite Dekan-Konferenz der Wirtschaftswissenschaften zu dem Thema 2012 nach Eberswalde eingeladen.

Wurzeln im Wald

Wurzeln im Wald

Das Profil: Die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde wurde 1830 als Höhere Forstlehranstalt gegründet. An drei Einzelstandorten setzt man heute in Forschung und Lehre auf Zukunftsbranchen und ökologische Dauerthemen wie Erneuerbare Energien, nachwachsende Rohstoffe, regionale Wirtschafts- und Tourismusentwicklung.

Die Zahlen: Mit etwa 800 Studierenden und 240 Mitarbeitern (davon knapp 50 Professoren) ist sie die kleinste Hochschule Brandenburgs. Doch bei den Drittmittel-Einwerbungen liegt sie bundesweit in der Spitzengruppe der Fachhochschulen. Im Jahr 2010 erreichte man mit 3,5 Millionen Euro einen neuen Rekordwert. Das entspricht gut einem Viertel der gesamten Hochschulfinanzierung.

Die Nachfrage: Grundständige Angebote sind laut Präsident Vahrson allesamt mit einem Numerus Clausus belegt. Positiv hat sich das Konzept auf die Nachfrage von Studenten ausgewirkt. Er glaubt, dass die FH von vielen Studenten ganz bewusst wegen des Zuschnitts ausgewählt wird.

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