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Neue Jobs durch Digitalisierung

Die Digitalisierung beschleunigt Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und auch der Wissenschaft. Am Beispiel des Freistaats Bayern zeigt sich, wie neue Arbeitsfelder und Jobs entstehen.

„Universitäten müssen sich stärker auf das Thema einstellen, denn die Digitalisierung eröffnet für alle Fächer neue Perspektiven“, sagt Prof. Dr. Manfred Broy und nennt als Beispiele Big Data und Simulationen, die es zum Beispiel Medizinern ermöglichen, umfassende Analysen von Gen Sequenzierungen durchzuführen. Doch auch Philologen profitieren davon und können etwa alte Schriften und Texte schneller analysieren. Für den Gründungspräsidenten des Zentrums für Digitalisierung Bayern (ZD.B) steht fest: Nur wenn die Lehrenden selbst mit den digitalen Möglichkeiten vertraut sind und ihnen offen gegenüber stehen, haben auch die Studierenden etwas davon.

Mit der Gründung des ZD.B hat der Freistaat Bayern auf die rasant fortschreitende und alle Lebensbereiche durchdringende Entwicklung hin zur Digitalisierung reagiert. Die Geschwindigkeit, mit der Veränderungen nicht nur Gesellschaft und Wirtschaft, sondern auch die Wissenschaft erreichen, setzt alle gleichermaßen unter Druck. Das Zentrum für Digitalisierung Bayern in Garching bei München wurde im vorletzten Jahr von der bayerischen Staatsregierung initiiert und als Gründungspräsident wurde Manfred Broy, emeritierter Professor für Software und Systems Engineering der Fakultät für Informatik an der Technischen Universität München (TUM), ernannt. Genehmigt ist das Projekt für die Jahre 2015 bis 2019. In diesem Zeitraum sollen 118 Millionen Euro vom Land investiert werden.

Die Ziele der Initiative sind ambitioniert: Zehn neue Professuren an Universitäten und ebenso viele an Hochschulen sollen geschaffen werden, die thematische Ausrichtung und Standorte, an denen die neuen Lehrstühle dauerhaft angesiedelt werden sollen, stehen bereits fest, die Ausschreibungen laufen. „Wir sehen bereits, dass wir für die 20 Professorenpositionen geeignete Kandidaten finden, erste Professuren sind bereits besetzt. Die Lehrstühle sind gut ausgestattet und nicht befristet“, sagt Manfred Broy. Außerdem werden zusätzlich zehn Juniorprofessuren für Nachwuchswissenschaftler geschaffen, die zunächst auf fünf Jahre befristet sind.

Doch der ehemalige Informatikprofessor und sein Team suchen nicht nur Personal, sondern fördern auch Ideen. Sie wollen das Thema Digitalisierung aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten, die Hochschulen dafür begeistern, Kontakte und Forschungsprojekte mit Unternehmen anstoßen und Studierende als Entrepreneure gewinnen. Auch ein Graduiertenkolleg ist geplant.

Schnelllebigkeit in der Umsetzung von Innovationen ist besonders in der digitalen Wirtschaft wichtig und entscheidet über den ökonomischen Erfolg. Broy sieht Deutschland beispielsweise in der Automobilbranche, IT im Auto und eingebetteten Software-Systemen als führend an. Doch in der sogenannten Plattform-Ökonomie haben die USA und Asien ganz klar die Nase vorn. Konzerne wie Google, Amazon oder Apple agieren weltweit. Mit diesen Schwergewichten kann es kein deutsches oder europäisches Unternehmen aufnehmen. Deshalb ist die Förderung von Gründern aus dem technologischen Umfeld ein wichtiges Anliegen für den ehemaligen Informatikprofessor.

Das Digitalisierungszentrum will mit Vernetzung, Kontakten zu Unternehmen und Weiterbildungen für Studierende diese Lücke schließen, mehr Absolventen ermutigen und auf die Rolle eines Entrepreneurs vorbereiten. Denn noch immer gründen wenige Absolventen eine eigene Firma – dabei verspricht der Job als Informatiker gutes Geld. „Bayern hat als erstes Bundesland das Thema Digitalisierung entschlossen aufgegriffen“, legt Broy Wert darauf, die Idee zu einer solchen Initiative gehabt zu haben. Die Geldgeber versprechen sich davon Impulse für Hochschulen und Wirtschaft. „Ich begrüße es sehr, dass Berlin unsere Ideen übernommen hat und ebenfalls in die Digitalisierung investiert. Solche Initiativen brauchen wir in ganz Deutschland“, sagt Manfred Broy mit Blick auf die Pläne aus Berlin, 50 neue IT-Professoren zu berufen (duz MAGAZIN, 04/2017, S. 24). Und er ergänzt: „Auch wenn die Mittel vom Freistaat kommen, agiert das Zentrum für Digitalisierung eigenständig.“

Kooperationen mit Unternehmen und gemeinsame Forschungsprojekte sollen es auch kleineren und mittelständischen Firmen erleichtern, die Chancen der Digitalisierung für sich zu entdecken. „Wir bringen Wissenschaft und Forschung in Innovationslaboren zusammen. Firmen übernehmen einen Teil der Kosten für Projekte, die sie anschließend kommerziell nutzen können“, sagt Broy. Doch die Umsetzung von Innovationen wird nicht immer einfach werden, räumt er ein und setzt auf Start­ups, die Ideen aufgreifen und daraus Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Über Netzwerke vermittelt das Digitalisierungszentrum auch den Kontakt zu Unternehmen. Zwar prägte Bayern Ende der 1990er­Jahre das Motto „Laptop und Lederhose“ und wollte damit zeigen, dass Tradition und Fortschritt keine Gegensätze sind, doch in manchen Teilen des Freistaats warten Bürger und Unternehmen noch immer auf einen leistungsfähigen und stabilen Breitbandanschluss. Mancher Firma wäre schon geholfen, wenn sie einen stabilen Netzzugang hätten, an Digitalisierung denken sie kaum.

Dagegen zählt die Metropolregion München zu den digitalen Zentren Europas. Die Dichte an IT-Unternehmen und Fachkräften ist hier besonders hoch. Kein Wunder also, dass der Hauptsitz des Zentrums hier angesiedelt ist, auch wenn die Ideen der neu gegründeten Plattformen und Netzwerke sowie die neu geschaffenen Professorenpositionen bayernweit Früchte tragen sollen. „Es sind auch kleinere Hochschulen in das Netzwerk eingebunden“, so Broy. Bayern ist ein Flächenstaat, deshalb wird die Umsetzung in allen Landesteilen eine Herausforderung, denn auch kleinere Universitäten und Fachhochschulen sollen von der Initiative profitieren, damit sie nicht von der Digitalisierung abgehängt werden.

 

Top-Verdiener Informatiker

TOP-VERDIENSTE

Informatiker zählen bereits als Absolventen zu den Top-Verdienern. Eine akademische Karriere als Juniorprofessor an einer Uni scheint weniger attraktiv, insbesondere wenn man die Gehälter vergleicht:

Die Gehälter für Juniorprofessoren, mit denen zum Beispiel das Gros der neu ausgeschriebenen IT-Professuren in Berlin besetzt werden soll, liegen zwischen rund 3783 Euro monatlich im Saarland und 4357 Euro in Bayern. Berlin zahlt ihnen circa 4200 Euro. Damit erreicht der akademische Nachwuchs in der Hauptstadt ein Bruttojahresgehalt ohne Zulagen von etwa 50.400 Euro, wie die aktuellen Zahlen von Januar 2017 des Deutschen Hochschulverbands nahelegen.

Lohnübersicht: www.hochschulverband.de/fileadmin/
redaktion/download/pdf/besoldungstabellen/grundgehaelter_w.pdf

In der Wirtschaft können Absolventen mit anderen Summen rechnen. Informatiker mit einem Masterabschluss erhalten durchschnittlich 58.257 Euro Jahresgehalt, so eine Studie von Compensation Partner aus Hamburg. Ein Informatiker mit abgeschlossener Promotion in Informatik verdient durchschnittlich 75.091 Euro. Besonders lukrativ für Informatiker mit Doktorhut sind Banken, Versicherungen, Beratungs- und IT-Systemhäuser. Dort bieten die Arbeitgeber den Bewerbern knapp 100.000 Euro Jahresgehalt an.

Studie: www.compensation-partner.de/downloads/abstract_itstudie_2016_2017.pdf

Themenplattformen

THEMEN UND IDEEN BÜNDELN

Für die Themen IT-Sicherheit, digitalisierte Produktion, vernetzte Mobilität, digitale Gesundheit/Medizin sowie Digitalisierung im Energiebereich wurden vom ZD.B Themenplattformen gegründet. Um den Austausch zwischen Hochschule, Forschung und Wirtschaft zu fördern, kommt jeweils einer der Sprecher aus der Wissenschaft und ein zweiter aus der Wirtschaft, ein Mitarbeiter des Zentrums Digitalisierung leitet das Gremium.

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