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Yoga gegen Stress

Raus aus dem Hamsterrad von Termindruck und Stress, rein in ein entspannteres Leben. Wie Meditation und Yoga dabei helfen und im Hirn wirken, erklärt der Psychologe und Meditationsforscher Dr. Ulrich Ott vom Bender Institute of Neuroimaging der Universität Gießen.

duz: Meditation und Yoga zur Stressbewältigung liegen im Trend. Was ist Meditation überhaupt?

Ott: Das kommt darauf an, wen Sie fragen: Ein Mönch würde antworten, dass es eine traditionelle, mystisch-religiöse Methode ist. Ein Arzt würde sagen, davon abgeleitete Verfahren sind Techniken der Stressbewältigung durch Achtsamkeitstrainings, die zum Beispiel bei Krebspatienten oder depressiven Menschen angewandt werden. Ich als neurowissenschaftlich arbeitender Psychologe sage, es ist eine Methode zur Selbstregulation von vegetativer Erregung, Aufmerksamkeit und Emotionen sowie zur Induktion veränderter Bewusstseinszustände wie mystischer Erfahrungen.

duz: Sie messen in Ihren Laboren, was während der Meditation im Gehirn passiert. Was tut sich da?

Ott: Abhängig von der Meditationsmethode nimmt die Durchblutung in bestimmten Hirnregionen zu. Bei denjenigen, die regelmäßig meditieren, verändert sich über längere Zeit die Struktur des Gehirns. Nervenverbindungen zwischen den Hirnregionen verstärken sich. Die Konzentrationsfähigkeit dieser Personen steigert sich, weil sie gelernt haben, Störreize auszublenden und sich auf eine Sache voll zu konzentrieren.

duz: Kann das helfen, um Stress abzubauen?

Ott: Stress entsteht zu mindestens 50 Prozent in unseren Gedanken – wenn wir uns in etwas hineinsteigern, endlos grübeln, Angst bekommen und sogar depressiv werden. Durch Meditation durchbrechen wir den Teufelskreis. Wir gewinnen Distanz zum inneren Geschehen, weil wir uns auf anderes konzentrieren. Am einfachsten geht das mit dem Atem als Anker. Atemübungen sind leicht in den Alltag einzubauen, im Wartezimmer beim Arzt ebenso wie zwischen zwei Meetings im Büro.

duz: Das geht erst durch langes Üben?

Ott: Nein, solche Auszeiten helfen sofort. Wichtig ist ein Umdenken – anstatt mich über ungenutzte Zeit zu ärgern, kann ich die Zeit für eine Übung nutzen und eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster auflösen.

duz: Kürzlich ist nach „Meditation für Skeptiker“ Ihr neues Buch „Yoga für Skeptiker“ erschienen. Was ist anders gegenüber herkömmlichen Ratgeberbüchern?

Ott: Mein Ansatz ist nicht, eine bestimmte Yoga-Richtung zu verbreiten. Ich beschreibe nüchtern ohne esoterisches Brimborium, was Meditation und Yoga sind, begründe rational und mit wissenschaftlichen Fakten, warum und wie sie helfen, und biete konkrete Übungen an, um dadurch die Wirkung selbst zu erleben. Deshalb muss ich Skeptiker auch nicht überzeugen. Sie können dies selbst durch Erfahrung tun.

duz: Meditieren Sie selbst?

Ott: Ja, natürlich, wie vermutlich die meisten Forscher auf diesem Gebiet. Einerseits aus persönlichen Gründen, wenn mich beispielsweise ein Problem quält und ich das klären möchte. Andererseits ist es eine Methode zur Erforschung und selbstbestimmten Modifikation des Bewusstseins, deren Potenzial die Wissenschaft gerade erst begonnen hat, auszuloten. Die möchte ich natürlich auch selbst ausprobieren.

  • Buchtipp: Ulrich Ott: Yoga für Skeptiker. Ein Neurowissenschaftler erklärt die uralte Weisheitslehre. Droemer Knaur 2013, 288 Seiten, 19,99 Euro.
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